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Der BierSIEDER zu Besuch in der Braucommune zu Freistadt

Der BierSIEDER zu Besuch in der Braucommune zu Freistadt

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Donnerstag Vormittag überkam mich und einen Freund die Idee zu einem Besuch in Freistadt. Wir wurden um halb Zwei von Brauführer Reinhard Siegl im schönen Biergarten der Brauerei empfangen. Braumeister in Freistadt ist Johannes Leitner, welchen wir auch kurz kennenlernen durften.

Führung bei FreistaedterAnfangs erfuhren wir einiges über die Geschichte der Stadt sowie der, der Braucommune. Freistadt wurde etwa 1224 gegründet. Es lag eine Tagesreise von Linz entfernt und Eine von Budweis, somit hatte die Stadt eine sehr gute Lage um in alle Richtungen zu Handeln. Es gab in Freistadt verschiedene Rechtssprüche, welche zum Einen besagten das innerhalb eines festgelegten Umkreises nur Produkte der Stadt verkauft werden durften. Und zum Zweiten, dass alle Händler, welche durch Freistadt mussten, ihre Waren am Hauptplatz anzubieten hatten. 

Im Jahre 1363 wurde den Freistädter Bürgern von Herzog Rudolf IV das Recht Bier zu brauen und auszuschenken genehmigt. 1770 waren noch eine Weißbier- und eine Braunbierbrauerei über. Nach ständigen Streitereien zwischen den beiden Firmen, wurde in der Silvesternacht die Braucommune Freistadt gegründet. Es sind heute noch dieselben Richtlinien wie damals verankert. So ist festgelegt, dass die 149 Häuser innerhalb der Stadtmauer einen Anteil an der Brauerei besitzen.

Das heutige Hauptgebäude zählt zu den ältesten barocken Industriebauten in Österreich und steht unter Denkmal- und der Dachstuhl unter Naturschutz. Kurz zum Naturschutz, im Dachboden der Brauerei leben etwa 400 Fledermäuse, welche sich nur noch an diesem Ort geeignet fortpfanzen können.

Tanks in der Freistaedter BrauereiDie Rohstoffe bezieht die Braucommune Freistadt auschließlich aus Österreich, von staatlich kontrollierten Produzenten. Das heißt, dass man bei jeder gekauften Kiste Bier nachvollziehen kann von wo und was mit den Rohstoffen geschehen ist. Sogar die einzelnen Bauern müssen jeden Schritt dokumentieren.

Aber jetzt geht’s zum “Eingemachten” in der Brauerei:

Wir beginnen unseren Rundgang bei dem letzten offenen Malzboden Österreichs. Die Malzannahme erfolgt über ein Druckluftsystem und der jeweilige Bierbrauer muss, um Einmaischen zu können, den Saugrüssel immer weiter in den Malzberg einschieben.

Geschrotet wird das Malz in einer VarioMill von Steinecker. Das restliche Sudhaus mit zwei Maischebottichen, einem Läuterbottich und einer Würzepfanne stammt von BrauKon.

Freistaedter HolzfässerDie Brauerei braut im 3-Schicht-Betrieb von Montag bis Donnerstag und schlägt mit einem Sud 8.000 Liter Würze aus. Insgesamt hat die Braucommune einen Jahresausstoß von etwa 70.000 Hektolitern.

Im Gär- und Lagerkeller stehen 12 Tanks mit 400 Hl und 12 mit 800 Hl Fassungsvermögen. Gleich anschließend befinden sich 5 Drucktanks mit 350Hl, sowie einige weitere Tanks mit verschiedenen Größen.

Vergärt wird das Freistädter Bier mit einem eigens für das Mühlviertel gezüchtetem Hefestamm, welcher untergärig arbeitet.

In der Füllerei steht eine Krones-Anlage mit einer Leistung von 13.000 Fl/h. Hier sieht man den ersten Roboter in der Braubranche.

Roboter Seppl bei Freistaedter80 Mitarbeiter sorgen dafür, dass gutes Bier produziert wird und bis zum Kunden geliefert wird. Das fertig abgefüllte Bier steht nie länger als 2 Tage im Lager der Brauerei.

Seit kurzem gibt es in Freistadt auch die Möglichkeit zur Ausbildung zum Biersommelier und zur Buchung von Braukursen. Die Kreativbrauerei kommt zur Gänze ohne Pumpen aus und funktioniert ausschließlich mit Muskel- und Schwerkraft.

Bei diesem Bereich möchte ich euch auf die Homepage der Brauerei verweisen, da sonst der Bericht zu lange werden würde.

Allerdings eine Sache möchte ich unbedingt noch erwähnen! Den Freistädter Bierhumidor! In einem abgedunkelten und klimatisierten Raum finden sich Bierspezialitäten der ganzen Welt. Ich empfehle es jedem, beim Vorbeifahren stehen zu bleiben, im sehr stilvoll eingerichtetem Brauhaus eine Kleinigkeit zu essen und viel Geld für einen Einkauf im Biershop mitzunehmen.

Mein großes Dankeschön gilt Herrn Reinhard Siegl, welcher uns sehr herzlich empfangen hat und uns mit einigen tollen Details und interessanten Bierkreationen den Nachmittag um einiges versüßt hat.

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Autor dieses Beitrags, Martin “Der BierSIEDER” Pichler ist Brauer und selbst Bierblogger bei www.derBierSIEDER.at
Sein Blog wird gerade einem “Relaunch” unterzogen und steht temporär nicht zur Verfügung.
Umso mehr freue ich mich über seine Beiträge hier.